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Psychologische Vorbereitung und Begleitung in Krisen

Während einer praktischen und theoretischen Rettungshunde-Weiterbildung der Landesgruppen in Baden (Ortsgruppe Buchen-Bödigheim), unter der Leitung des Rettungshundebeauftragten Friedrich Reichert, referierte der Bundespressereferent des Vereins für deutsche Schäferhunde, Heiko Chr. Grube, der beruflich auch als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut tätig ist, zum Thema „Psychologische Aspekte der Krisenbegleitung“.

Über den kynologischen Bereich hinaus ist gerade diese mentale Fragestellung  wichtig, um eine schlüssige Entscheidung für ein Engagement in einer Rettungshundestaffel zu treffen.

Abschlussbild

Im Verein für Deutscher Schäferhunde arbeiten mittlerweile in vielen Ortsgruppen Mitglieder mit ihren Hunden in der Ausbildung zum Rettungshund. Dabei handelt es sich um eine rein sportliche Betätigung mit dem Hund, der Verein für Deutsche Schäferhunde unterhält keine eigene Rettungshundestaffel, sondern arbeitet vielmehr mit den bekannten Rettungshundestaffeln zusammen.

Die Arbeit von Rettungshundeteams in unserem Land und weltweit ist eine wichtige Arbeit zum Wohle der Menschen und der Gesellschaft. Mitglieder von Rettungshundestaffeln können dabei täglich in Krisensituationen mit ihren Hunden zum Einsatz gerufen werden.

Neben der fundierten Trainingsarbeit mit dem Hund und anderen Fachkenntnissen ist die psychologische Vor- und Nachbereitung von elementarer Wichtigkeit. Da sich Krisen nicht per Kalender planen lassen, müssen Helfer auch mental für teilweise sehr belastende Einsatzsituationen vorbereitet sein. Wer sich auf Stressfaktoren beim Einsatz bereits im Vorfeld einstellt, ist weniger schockiert oder überrascht und damit Vorort im Einsatz belastbarer.

Außerdem stellt eine gezielte psychologische  Vorbereitung auch eine Prävention für die Helfer, körperliche oder seelische Probleme gering zu halten. Mögliche Stresselemente im Zusammenhang mit einem Einsatz können zum Beispiel die Beteiligung von Kindern, Freunden oder Familienangehörigen, Orientierungsprobleme in unbekannten Objekten, eingeklemmte Personen, Schreie, Lärm, Rauch oder Kommunikationsprobleme sein.

Das plötzliche Alarmieren macht eine „Vorlaufzeit“ zum Einsatz praktisch nicht möglich. Ohne sich „warmzulaufen“ müssen Leistungen und Konzentration der Teams Mensch-Hund zu jeder Tages- oder Nachtzeit sofort vorhanden und abrufbar sein. Eine Nachbereitung der Einsätze und Reflexion der Stressfaktoren ist aus psychohygienischen Gründen für die Helfer notwendig. Klingen belastende Stressfaktoren nicht nach etwa 4-6 Wochen ab, kann sich eine posttraumatische Belastungsstörung, die massive psychosomatische Auswirkungen haben kann, entwickeln.

Wichtig ist immer das Gespräch über den Einsatz mit anderen zu führen. Schwierig und manchmal mit Schuldgefühlen behaftet sei, so der Referent, die Situation für Helfer auch, wenn sie trotz intensiver Suche Menschen nicht oder nur noch tot gefunden haben.  In Extremsituationen reagieren Betroffene in einem Notfall oder Unfall unterschiedlich, psychologische Grundkenntnisse können befähigen, hilfreicher zu reagieren und sich nicht in der Situation „überrollt“ zu fühlen. In Beispielen wurde angemessenes Helferverhalten auf die Reaktionsweisen von Betroffenen bei Schock, Wein- und Schreianfällen, Panik, räumlicher oder zeitlicher Desorientierung oder auch Aggression gegen  Helferinnen und Helfer diskutiert.

Die Emotionen und Gedanken der Helfer bei der Suche nach einer Suiziddrohung, die Kenntnis über psychologisch fundierte einsatztaktische Problemfelder und die Begleitung, z.B. der Polizei, und Gesprächsführungshinweise bei der Überbringung einer Todesnachricht waren weitere Kapitel des Fachvortrages.  Grundsätzlich gilt für  alle  Helferinnen und Helfer, gut auf eigene Gefühle und die Seele zu achten, um effektiv  helfen zu können und gleichzeitig keinen persönlichen Schäden zu nehmen. Besonders warb der Referent für eine gute und regelmäßige Zusammenarbeit mit der regionalen Notfallseelsorge der Kirchen, sowohl während des Einsatzes als auch bei der Nachbereitung und der Prävention.

Die intensiven Diskussionen zwischen SV-Rettungshund-Sportlern aus mehreren Landesgruppen (Baden, Württemberg, Bayern-Nord, Rheinland-Pfalz, Hessen Süd), Mitgliedern verschiedener Rettungshundestaffeln des Deutschen Roten Kreuzes und der Freiwilligen Feuerwehr Buchen, Polizisten, Rettungssanitätern und Feuerwehrleuten und die sehr positive Resonanz belegen die Wichtigkeit des Themas der psychologischen Schulung und Ethik für die Rettungshundeausbildung in den Orts- und Landesgruppen unseres Vereins. Die Ausbildung von Rettungshunden in unserem Verein ist eine sportlich wichtige Säule, die es gilt kontinuierlich auszubauen, die  Ausbildung und Prüfung liefert zudem zuchtrelevante Kriterien für einen modernen, leistungsfähigen Gebrauchshund.

Heiko Chr. Grube
SV-Pressereferent

Freiwillige Feuerwehr Buchen (Odenwald)