Bödigheim | 84 Teilnehmer aus verschiedenen Ländern nahmen an der 4. Offenen Deutschen Meisterschaft für Rettungshunde vom 24.-26.04.2009 in Bödigheim teil.
Verschiedene Hunde aus der Rettungshundestaffel der Freiwilligen Feuerwehr Buchen durften am Sonntag Nachmittag auf dem Treppchen Platz nehmen und beste Platzierungen einheimsen.
Das schreiben die Fränkischen Nachrichten:
Fährtensuche, Trümmersuche, Unterordnung: 77 Rettungshunde aus dem In- und Ausland stellten sich am Wochenende in Bödigheim den Augen der Wertungsrichter
Anspruchsvolle Aufgaben für die Vierbeiner
Von FN-Mitarbeiter Martin Bernhard
Buchen. Fährtensuche, Trümmersuche und Unterordnung: Das sind nur einige der Disziplinen, in denen sich am Wochenende 77 Rettungshunde aus dem In- und Ausland in auf dem Hundeübungsplatz bei Bödigheim und im Steinbruch bei Eberstadt bei den vierten Offenen Deutschen Meisterschaften gemessen haben. Das Sahnehäubchen der rundum gelungenen Veranstaltungen: Einer der beiden Deutschen Meistertitel ging nach Buchen. Ralf Knapp siegte vor seinem Vereinskameraden Friedrich Reichert.
Konzentrierte Stille herrscht auf der Wiese bei der Freizeitanlage auf dem Bödigheimer Eckbuckel. Plötzlich reißt die Hundeführerin den Arm hoch, brüllt: "Hopp, voran!", und schon rennt der Schäferhund los. "Bleib steh'n!" schickt sie nach einigen Sekunden das nächste Kommando hinterher. Und tatsächlich: Der Hund bremst ab und setzt sich auf die Hinterläufe.
Hölzchen und Stöckchen
Nach dieser Sitzübung wird es unruhig auf der Wiese. Eine Gruppe von Menschen läuft hin und her, darunter auch eine Frau mit Hund. Jetzt folgt die Übung "Ablegen unter Ablenkung". Der Hund muss ein Stöckchen zurückholen, das die Hundeführerin weggeworfen hat, und anschließend artig auf der Wiese liegenbleiben. Und all das, ohne sich durch den Tumult um ihn herum ablenken zu lassen. Selbst durch einen Schuss aus einer Schreckschusspistole darf er sich nicht irritieren lassen.
"Nun kommt der schwierigste Teil in der Disziplin ,Unterordnung", erklärt Heidi Müller, Hundezüchterin aus dem hessischen Rotenberg, die seit 32 Jahren Schäferhunde ausbildet. "Das Kriechen." Auf einer Strecke von zehn Metern muss der Hund quasi im Knien voranschleichen, also in halber Körperhöhe. Die Wertungsrichterin aus Holland prüft dabei kritisch, ob die Gangart des Hundes auch tief genug erfolgt.
Unterschiede erkennbar
Nachdem einige Hunde die Übung absolviert haben, erkennt auch der interessierte Laie Unterschiede in den Leistungen der Vierbeiner: Mancher Hund läuft seinem Herrchen etwas voraus oder hinterher. Ein anderer hält beim Laufen keinen Blickkontakt zu seinem Halter, sondern führt die Schnauze immer wieder zum Boden. Wieder ein anderer muss zwei oder drei Mal aufgefordert werden, eine Übung zu absolvieren. All das gibt Abzüge, so dass die Höchstpunktzahl von 50 Punkten in dieser Disziplin nur selten erreicht wird.
Ähnlich verhält es sich bei der Gewandtheitsübung. Die Hunde müssen hier über Fußbrücke, Wippe und Leiter springen und dabei gewisse Regeln beachten. Sie laufen durch ein großes Kanalrohr und müssen sich auf Entfernung vom Hundeführer lenken lassen. Jedes Zögern, jede anfängliche Weigerung führt zu Punktabzügen.
Bei der Trümmer-, Fährten- und Flächensuche schließlich steht das Finden von verborgenen Personen im Vordergrund. Doch auch hier wird bewertet, wie exakt die Hunde die Anweisungen des Menschen befolgen.
"Drei Hunde sind schon durchgefallen", sagt Viktor Wiese, Wertungsrichter beim Trümmerfeld im Eberstadter Steinbruch. Die Hunde müssen hier in einem Trümmerhaufen von 1600 Quadratmetern Grundfläche drei Menschen finden, die in Rohren und Käfigen unter den Steinen versteckt sind. Und das innerhalb von 30 Minuten.
Hier rächt sich das für Menschen traumhaft schöne und nahezu windstille Wetter. "Mit ein wenig Wind könnten die Hunde leichter die Witterung aufnehmen", sagt Dr. Theresia Gerritsen, eine Jurorin aus den Niederlanden.
Harte Arbeit
Was so spielerisch leicht aussieht, ist für die Hunde harte Arbeit, auch wenn diese ihnen offensichtlich Spaß macht. Nach jeder Übung werden sie mit Streicheleinheiten und gutem Zureden von ihrem Haltern belobigt. Leckerlis als Belohnung sind während einer Prüfung allerdings nicht erlaubt. Die gibt es erst danach.
Einige Teilnehmer aus Buchen traten übrigens am Freitag unter erschwerten Bedingungen zu den Wettbewerben an. Denn nachts um halb zwei wurden die Mitglieder der Rettungshundestaffel gemeinsam mit der Buchener Feuerwehr alarmiert, um bei Hettigenbeuern einen 93-jährigen, altersverwirrten Mann zu finden.
Hunde und Hundeführer kehrten von diesem erfolgreich verlaufenden Einsatz erst gegen 4.30 Uhr zurück, bereits um 8 Uhr stand für einige die erste Prüfung im Rahmen der Meisterschaften an. "Mein Hund war noch nass, als ich ihn morgens herausholte", sagt Friedrich Reichert, Vorsitzender der Buchener Ortsgruppe des Vereins für Schäferhunde.
Umso beachtlicher ist es, dass die beiden in der Gesamtwertung den zweiten Platz erreichten. Die Teilnehmer an den Offenen Deutschen Rettungshundemeisterschaften in Buchen waren nicht nur aus Deutschland angereist, sondern auch aus Spanien, den Niederlanden, der Schweiz und Österreich. Veranstalter war die Internationale Rettungshunde-Organisation (IRO). Die Hunde maßen sich in zwei Leistungskategorien, so dass am Ende zwei Deutsche Meistertitel vergeben wurden.
Gleichzeitig feierte die Bödigheimer Ortsgruppe des Vereins für Deutsche Schäferhunde ihr 25-jähriges Bestehen. Am Sonntag um 15 Uhr beging man mit einer weltweit konzertierten Aktion den Internationalen Tag des Rettungshundes.
Fränkische Nachrichten - 27. April 2009
https://www.feuerwehr-buchen.de/aktuelles/417-siegreich-bei-der-deutschen-meisterschaft.html#sigProIdc55b5fccaa