16.05.09 | Götzingen. Auf reges Bevölkerungsinteresse stieß das Jubiläum der Abteilung Götzingen am Sonntag, 16.05.09. Die Unterstützung der Abteilungen Stadt und Hettingen feierte die Abteilung Götzingen ihr 70jähriges Bestehen.
Eine große Fahrzeugausstellung mit altertümlichen und aktuellen Feuerwehrfahrzeugen aus Götzingen, Hettingen, Buchen und Neckarzimmern, die Demonstration einer Rettung aus einem PKW nach einem Verkehrsunfall, die Fettexplosion und die Aufführung des Puppentheaterstücks "Susi und der kleine Feuerteufel" zogen die Besucher in ihren Bann und bescherten der Abteilung Götzigen bei Sonnenschein mit gelegentlichen Schauern viele Besucher.
https://www.feuerwehr-buchen.de/aktuelles/425-70-jahre-feuerwehr-gngen-gefeiert.html#sigProId040960a099
Über die Abteilung Götzingen in den Fränkischen Nachrichten:
Jubiläumsfeier: Götzinger Abteilung wurde am 11. April 1939 gegründet
Wehr wurde nach Brandkatastrophe ins Leben gerufen
Götzingen. "Den Menschen zum Schutz, dem Feuer zum Trutz - Gott zur Ehr, den Menschen zur Wehr!", unter diesem Wahlspruch agiert in Götzingen seit 70 Jahren die am 11. April 1939 als Konsequenz aus einer Brandkatastrophe - neun Scheunen und ein Wohnhaus fielen damals den Flammen zum Opfer - gegründete Freiwillige Feuerwehr. Sie umfasste 33 Aktive und war in drei Gruppen gegliedert.
Seit sieben Jahrzehnten steht diese Organisation im Dienst der Dorfgemeinschaft, das Gemeinschaftsleben ist heute ohne sie gar nicht mehr vorstellbar. Der Stellenwert der Feuerwehr in der Gesellschaft ist beachtlich und unumstritten. Ob Brand oder Hochwasser, ob Naturkatastrophe oder Verkehrsunfall, ob Reparatur am Kirchendach oder Absperrung bei Festumzügen - die ist wie selbstverständlich da, wenn Not am Mann ist.
Um Schutz vor der verheerenden Kraft des Feuers zu haben, ist der Mensch von jeher bemüht, in der Gemeinschaft dafür Mittel und Wege zu organisieren. So wurde beispielsweise bereits am 25. November 1827 für 1300 Gulden von den Gemeinden Götzingen (Anteil 518,92 fl), Rinschheim (128,58 fl) und Altheim (652,50 fl) gemeinsam eine erste Handdruckspritze angeschafft. 1856 übernahm daher Altheim dieses Gerät allein.
Für 1080 Gulden beschafften sich Götzingen (Anteil 655 fl) und Rinschheim (425 fl) zusammen eine neue Spritze, die dann im Jahre 1863 in den alleinigen Besitz Götzingens überging. Diese war noch bis 1944 im Einsatz und ist auch heute noch vorhanden.
Ein aufschlussreicher Beitrag von Karl Lehrer im 1987 erschienenen Götzinger Heimatbuch gewährt interessante Einblicke in die damaligen Verhältnisse und Beziehungen zwischen den Gemeinden. Über ein Jahrhundert waren solche Handdruckspritzen, welche die menschlichen Eimer-Ketten ersetzten und auch leistungsfähiger waren, der wichtigste Helfer beim "Kampf gegen den Roten Hahn".
Es dauerte bis 1944, ehe die Götzinger Wehr die erste Motorspritze in Betrieb nehmen konnte. Eine leistungsfähigere folgte dann im Jahre 1947 - die so genannte "Ami-Spritze", ein Produkt der Auto-Union, die bis 1961 im Einsatz war. Mit der TS 8 und dann gar dem ersten Fahrzeug (TSF 8) im Jahre 1979 folgten bedeutende Modernisierungsschritte in der Ausrüstung.
Verantwortung für die Götzinger Wehr trugen in den vergangenen sieben Jahrzehnten insgesamt sieben Kommandanten:
Gründungskommandant war Karl Volk, der von 1939 bis zu seiner Einberufung im Jahr 1944 im Amt war. Von ihm übernahm Wilhelm Schmitt (1944 bis 1960) das Amt. Ihm folgte Bertold Ebert (1960 bis 1964). Sein Nachfolger wurde Gregor Egenberger (1964 bis 1968), den Ludwig Stieber (1968 bis 1976) ablöste. Dann übernahm Helmut Ebert (1976 bis 2001) das Kommando. Er übergab nach 25-jähriger Amtszeit 2001 das Ruder an den heute noch amtierenden Kommandanten Friedbert Rösch.
Ein Blick in die Chronik der Götzinger Wehr lässt ein enorm breites Einsatzspektrum erkennen. So wurde bald nach der Gründung der Luftschutz ein Thema, Gasmasken und Schutzhelme kamen neu zur Ausrüstung. Als Einberufungen die Mannschaft dezimierten, wurden Jugendliche und Frauen in die Wehr integriert.
Da eine Reihe von Wehrmännern im Feld geblieben war, wurde im Frühjahr 1946 die Wehr neu aufgestellt. Am 8. August fand unter der Regie der US-Kommandantur die erste Übung nach dem Krieg mit Probealarm statt.
Vielseitige Aufgaben übernahm die Wehr im Verlauf der Jahre und brachte sich beispielsweise auch mit Theateraufführungen ins kulturelle Leben ein. Die Kameradschaft war von jeher ein wichtiges Element und der Wehr. So schuf man sich in Ei-genarbeit einen schmucken Gemeinschaftsraum direkt beim Feuerwehrgerätehaus.
Teamarbeit und Aus-, beziehungsweise Weiterbildung, Grundpfeiler für erfolgreiche Einsätze im Ernstfall, standen bei der Wehr immer im Vordergrund. So war die Abteilungswehr Götzingen mit die erste, die sich mit mehreren Gruppen der Leistungsprüfung unterzog und das Feuerwehrabzeichen in Gold errang.
Auch Einsätze mit Atemschutzausrüstung gehören inzwischen zum Einsatzspektrum der Abteilung, die durch die Aufstellung einer Jugendwehr im Jahre 2001 und intensive Jugendarbeit auch um den erforderlichen Nachwuchs bemüht ist. Die Abteilungswehr zählt derzeit 25 aktive Wehrmänner, zwölf Alterskameraden und zwölf Mitglieder der Jugendwehr.
Ein ganz wichtiger Markstein in der Chronik war der Bau der Was-serleitung im Jahre 1950, die rasche und effektive Brandbekämpfung wesentlich erleichterte.
jm - Fränkische Nachrichten - 16. Mai 2009