Buchen. Der Festakt zum 150-jährigen Bestehen der Buchener Feuerwehr am Samstagabend in der Stadthalle dauerte zwar dreieinhalb Stunden, er war jedoch zu keiner Zeit langweilig.
Mit einem Wechsel von Ansprachen, Vorführungen und Bilderschau sowie Musik der Stadtkapelle sorgte das Organisationsteam um Moderator Matthias Grimm für Abwechslung und Kurzweil. Zudem hielt man einige Überraschungen bereit: So wurde Stadtbrandmeister Klaus Theobald mit der Silbernen Ehrennadel des Landesfeuerwehrverbands geehrt. Und Alt-Bürgermeister Josef Frank stiftete der Wehr eine handgestickte Fahne.
Der Ehrung des Stadtbrandmeisters kurz vor Ende der Veranstaltung ging ein teilweise buntes und abwechslungsreiches Programm voraus. Noch bevor ein offizielles Wort gesprochen wurde, versetzte eine pantomimische Vorführung zweier als Steinzeitmenschen verkleideter Feuerwehrleute zu dramatischen Klängen der Stadtkapelle das Publikum in eine erwartungsfrohe Stimmung. Die beiden entzündeten mit Feuersteinen symbolisch ein Feuer und schufen damit ein Bild, das sich durch viele der folgenden Ansprachen und Reden zog: das Feuer als nützlicher Helfer, aber auch als gefährlicher Feind.
Stadtkommandant Klaus Theobald erinnerte in seiner Begrüßung an die erste Feuerwehrverordnung, die für den Bezirk Buchen am 12. September 1846 erlassen wurde. Nach einem Großbrand in Buchen scheiterte allerdings im Jahr 1856 die Gründung einer Feuerwehr am Widerstand des damaligen Bürgermeisters. Am 5. März 1866 schließlich fand die erste Generalversammlung der neu gegründeten Feuerwehr Buchen statt. Theobald betonte, dass über die 150 Jahre hinweg die Mitglieder das Fundament der Feuerwehr in Buchen gebildet hätten und bedankte sich für ihren Einsatz nach dem Motto "Gott zur Ehr, unsern Nächsten zur Wehr".
Anschließend überreichte Josef Frank "eines der schönsten Geschenke" - wie Klaus Theobald sich ausdrückte - zum Jubiläum der Wehr. Der Ehrenbürger und Alt-Bürgermeister hatte festgestellt, dass die hiesige Feuerwehr anders als andere Buchener Vereine über keine eigene Fahne verfügte. Also ließ er ein beeindruckendes Exemplar von der Kunststickerei Kössinger im oberpfälzischen Schierling fertigen. Auf der einen Seite ziert das Alte Rathaus die Fahne, auf der anderen das Feuerwehremblem.
Bürgermeister Roland Burger, oberster Dienstherr der Feuerwehrleute in Buchen, erinnerte an den Stadtbrand aus dem Jahr 1717, der sich ins kollektive Gedächtnis der Buchener "eingebrannt" habe. Dennoch habe es bis zum Jahr 1866 gedauert, bis eine Feuerwehr in der Stadt gegründet worden sei. "Der Einsatz und Mut der Feuerwehrkameraden ist damals wie heute gleich geblieben", sagte der Bürgermeister. "Niemand kann ermessen, wieviel Leid, wie viel Schaden in 150 Jahren durch den mutigen Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr vermieden worden sind." Er dankte den Wehrleuten dafür und gratulierte zum Geburtstag. Zu dem Erfolg habe auch die Stadt Buchen beigetragen, die in den vergangenen 25 Jahren Millionenbeträge in die Feuerwehr investiert habe. So werde zum Beispiel voraussichtlich im Herbst eine neue Drehleiter im Wert von 600 000 Euro in Dienst gestellt.
"150 Jahre ist ein stolzes Alter", stellte Landrat Dr. Achim Brötel fest. "Die Feuerwehr ist ein Synonym für Gemeinsinn, das Fundament einer aktiven Bürgergesellschaft." Er dankte allen Wehrleuten für ihren Einsatz sowie den Familien, die dieses ehrenamtliche Engagement mittrügen. Sein besonderer Dank galt dem Kommandanten Klaus Theobald, der "ein Leben für die Feuerwehr" führe.
Landtagsabgeordneter Peter Hauk dankte ebenfalls allen Feuerwehrleuten, der Stadt und den Unternehmern, die die Helfer während der Arbeitszeit für Einsätze freistellten. Er wies darauf hin, dass die freiwilligen Helfer auch den städtischen Haushalt entlasteten - vermutlich um rund 1,5 Millionen Euro im Jahr. Landtagsabgeordneter Georg Nelius gratulierte auch im Namen von Bundestagsabgeordneter Dr. Dorothee Schlegel. Er freute sich besonders darüber, dass es in der Feuerwehr gelinge, auch Migranten zu integrieren, und lobte den großen ehrenamtlichen Einsatz der Helfer.
Kriminaloberrat Martin Fessner, Leiter des Polizeireviers Buchen, stellte der Buchener Feuerwehr "ein gutes Zeugnis" aus. Die Zusammenarbeit bei Einsätzen und auf der Leitungsebene klappe hervorragend.
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Bilder: Peter Brünner
Festrede von Dr. Frank Knödler: „Mehr als nur Feuer löschen“
Buchen. Mit Leidenschaft und Emotionen sowie aufgelockert durch Anekdoten erreichte Festredner Dr. Frank Knödler, Präsident des Landesfeuerwehrverbands Baden-Württemberg, das Publikum. Er blickte zunächst zurück auf die Anfänge des Feuerwehrwesens, als alle erwachsenen Bürger verpflichtet waren, im Brandfall zu helfen, doch keiner so recht wusste, wie.
"Die Bürger wollten die Verantwortung für die Brandbekämpfung selbst in die Hand nehmen", sagte Dr. Knödler. Zu Beginn fehlte es an technischer Ausstattung. Es existierten keine Löschwasserversorgung, kein Hydrantensystem, keine leistungsfähigen Pumpen, kein wirkungsvoller Atemschutz. Die Uniformen waren meist brennbar, die Bürger, die in Löschketten mit Eimern helfen mussten, waren nicht ausgebildet. "Damals trug ein Feuer apokalyptische Züge."
"Mädchen für alles"
Heute bedeute der Dienst in der Feuerwehr mehr als Feuer zu löschen. "Die Feuerwehr ist Mädchen für alles", sagte Knödler. Unter anderem würden die Feuerwehrleute zu technischen Hilfeleistungen, zur Höhlenrettung und zur Gefahrgutsicherung gerufen.
Eine Herausforderung für die Freiwilligen Feuerwehren sieht Knödler darin, eine ausreichende Tagesverfügbarkeit der Wehrkräfte sicherzustellen. Um neue Feuerwehrleute zu gewinnen, müsse es möglich sein, Familie, Feuerwehr, Firma und Freizeit unter einen Hut zu bekommen. Und bei all dem solle das Ehrenamt auch Freude bereiten.
Falls es nicht gelingt, die Tagesstärke mit freiwilligen Kräften zu sichern, müssten die Kommunen entweder Bürger zwangsverpflichten oder die Freiwilligen mit hauptamtlichen Feuerwehrleuten verstärken. Dies wäre mit Kosten für die Gemeinden verbunden.
Damit der Feuerwehrdienst für freiwillige Mitglieder attraktiv bleibt, fordert Festredner Knödler neben einer zeitgemäßen Ausstattung eine "Anerkennungskultur durch die Bürgerschaft". Es müsse wieder etwas zählen, bei der Feuerwehr zu sein. "Egoisten taugen nichts für die Feuerwehr", betonte Dr. Frank Knödler.
Applaus für Klaus Theobald
Beim Festakt zu ihrem 150-jährigen Bestehen feierte die Buchener Feuerwehr nicht nur sich selbst, sondern auch ihren Stadtkommandanten Klaus Theobald.
Als dessen Stellvertreter und Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands Neckar-Odenwald-Kreis, Andreas Hollerbach, seine Laudatio auf den operativen Chef der Wehr beendet hatte, erhob sich jeder im Saal und applaudierte. Seit dem Jahr 1990 ist Theobald Abteilungskommandant der Wehr Buchen-Stadt, seit dem Jahr 1995 Kommandant aller 14 städtischen Abteilungen.
Außerdem setzt er sich landkreisweit für die Feuerwehr ein. Vom Jahr 2002 bis 2011 war er stellvertretender Kreisbrandmeister. Bei einem Arbeitsunfall im Einsatz für die Feuerwehr zog er sich Verletzungen zu, unter denen er bis heute zu leiden hat. Für seine Verdienste zeichnete der Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg den Buchener Kommandanten mit seiner zweithöchsten Ehrung, der Silbernen Ehrenmedaille des Landesfeuerwehrverbands Baden-Württemberg, aus.
Langjährige Treue und Verdienste gewürdigt
Buchen. Beim Festakt anlässlich des Jubiläums "150 Jahre Feuerwehr Buchen" wurden Feuerwehrleute für ihre langjährige Mitgliedschaft geehrt. Außerdem erhielt Bürgermeister Roland Burger für seine Verdienste um die Feuerwehr die Deutsche Feuerwehr-Ehrenmedaille des Deutschen Feuerwehrverbands.
Das Silberne Ehrenzeichen für 25 Jahre Dienstzeit erhielten Arno Noe (Buchen), Jürgen Schnaidt (Buchen), Michael Genzwürker (Buchen), Matthias Grimm (Buchen), Lars Unangst (Bödigheim), Winfried Bauer (Einbach), Gerhard Leist (Götzingen), Volker Hirsch (Hettigenbeuern), Marco Kemmerer (Hollerbach), Steffen Mehl (Hollerbach), Bernd Trunk (Stürzenhardt) und Klaus Frank (Unterneudorf).
Mit dem Goldenen Ehrenzeichen für 40 Jahre Dienstzeit wurden ausgezeichnet: Erwin Galm (Einbach), Hubert Henn (Einbach), Bernhard Schmitt (Hettingen), Franz Münster (Rinschheim), Alfred Blatz (Unterneudorf), Siegbert Mechler (Unterneudorf), Erwin Schäfer (Buchen) und Peter Brünner (Buchen).
Texte: Martin Bernhard | Bilder: Martin Bernhard | Galerie: Peter Brünner